Frauen

Kleidung

 

Merowingische Trachtbestandteile

 

In der jüngeren Merowingerzeit, dem 7. Jahrhundert, änderte sich die Tracht der fränkischen Frauen unter romanischem Einfluss so beständig, dass sich am Ende dieser Entwicklung die Fränkinnen in ihrer Kleidung, soweit sie aus Grabfunden zu erkennen ist, von den Römerinnen nicht mehr unterschied.

Von dem Gürtel herab trug die Frau an ihrer linken Seite ein zweites Gehänge. Hier finden sich zahlreiche Geräte wie Messer, Schere, Pfriem, Kamm, Schlüssel, Zierscheiben aus Geweih oder Bronze, sowie römische Münzen und andere Altsachen. Anscheinend gab es gewisse Vorschriften für die Trageweise: Messer mit kostbarem Griff, das Essbesteck also, finden sich am Fibelgehänge, das Messer als Gerät am seitlichen Gürtelgehänge; Kugelige Amulette aus Bergkristall oder buntem Glas hingen immer von der Fibel herab, die durchbohrten Bronzezierscheiben immer an der linken Seite.

In den Frauengräbern der jungen Merowingerzeit lagen einzelne große Scheibenfibeln auf der Brust vor dem Kinn. Bei einigen Funden wurde festgestellt, dass diese Fibel Glasperlen der Halskette überdeckt. Demnach hielt sie das äußere Gewand zusammen. Für diese Art der Kleidung gibt es bildliche Darstellungen aus dem 9. Jahrhundert: Sie zeigen Frauen in einem Umhang, der vor dem Kinn von einer einzigen Scheibenfibel verschlossen wird. Darunter tragen sie ein von dem Gürtel zusammen gehaltenes Kleid, das wiederum ein Unterkleid mit langen Ärmeln erkennen lässt. Beide Kleider sind mit bunten Bordüren geschmückt, seien sie nun eingewebt, aufgenäht oder gestickt. So deutlich die Fibel auf den Bildern zu erkennen ist, so klar zeigen die Bilder, dass weder das Kleid, noch das Unterkleid eine Fibel benötigte. Die Frau streifte das Kleid also einfach über und raffte es mit dem Gürtel; erst wenn sie sich einen Umhang umlegte (vielleicht auch über den Kopf zog), steckte sie diesen mit einer Fibel vor dem Kinn zusammen. Die Fibeln sind entweder reiche Filigranscheibenfibeln aus Bronze, nach byzantinischem Vorbild mit Halbedelsteinen und buntem Glas, oder eiserne mit, in Silber oder Gelbmetall eingelegtem, Tauschierungsmuster; üblich waren ebenso bronzene Scheibenfibeln oder solche mit einer Pressblechauflage.

Der schmale Gürtel wurde weiterhin von einfachen Schnallen geschlossen und trug an der linken Seite häufig ein Gehänge mit Geräten und Amuletten. Dabei lassen sich regionale Unterschiede feststellen: Östlich des Rheins und in einem schmalen Streifen westlich des Rheins wurden die durchbrochenen Bronzezierscheiben als Anhänger, oft als Abschluss des Gehänges getragen. Im Frankengebiet westlich des Rheinstreifens sind die Zierscheiben mit einer Öse versehen, mit deren Hilfe das Gehänge am Gürtel befestigt war; dort nahm das Gehänge erst von der Scheibe seinen Ausgang. Auf dem Kleid wurde kein Gehänge mehr befestigt, stattdessen hingen offensichtlich von der Scheibenfibel auf der Brust Amulette herab. Vor allem bronzene Kapseln, die sich öffnen ließen und mit heilkräftigen Kräutern oder ähnlichem gefüllt waren, wurden an der Scheibenfibel hängend getragen.

In einer Reihe von Gräbern wurden Taschen mit Zierbeschlägen auf der Klappe gefunden, dies war anscheinend eine rein fränkische Form, wie ihre Verbreitung zwischen Seine und Rhein zeigt. Die Tasche bestand aus Leder, die Beschläge, Besätze, Schnallen und Riemenzunge aus Bronze.

Die Schnallen und Beschläge der Wadenbinden von Frauen, die die Strümpfe bzw. Strumpftücher hielten, kommen zahlreich vor, ebenso bronzene oder eiserne Schnallen und Beschläge von Schuhen. Miniaturschnallen und -gegenbeschläge finden sich an Schuhen und Strumpfbändern, welche die Strümpfe bzw Strumpftücher etwas unterhalb des Knies hielten. Die Schnallen sind meist aus Bronze gegossen. Kleine, runde Beschläge mit einem Kreuz oder einem frontal dargestelltem Gesicht sind im Pariser Becken häufig. Die Riemen der Schuhe, wie diejenigen der Strumpfbänder können in Metallzungen enden.

 

Seit Mitte des 7. Jahrhunderts mehren sich die gleicharmigen Bügelfibeln. Die Mehrzahl hat runde Plattenenden, andere ähneln Raupen oder sind hülsenförmig. Sie können paarweise getragen werden und sind oft zu dritt oder zu viert anzutreffen (=Königin Bathilde). Zur selben Zeit erscheinen lange Bronzeketten, die mit einem Haken verschlossen werden; sie waren um die Taille des Verstorbenen geschlungen und sollten dessen Gewand aufbauschen. Mehrere dieser Ketten sind in der Normandie gefunden worden. Metallgürtel werden durch einen durchbrochenen Beschlag verlängert, von dem mehrere in Anhänger ausgehende Kettchen ausgehen.

Kleidungsstoffe wurden aus Leinen (Flachs) oder Schafswolle gewebt und ebenso einfach wie zweckmäßig zugeschnitten. Das sogenannte „Hemd der Bathilde“ zeigt, dass die Frauen der Oberschicht im späten 7. Jahrhundert bereits geschickt schrägen Fadenverlauf und eingenähte Zwickel nutzten. Rock, Tunika und Mantelüberwurf wurden zuweilen um Unterhemden ergänzt. Die Naturtöne des Grundmaterials färbte man in Rot, Grün, Blau und wohl auch Grau ein. Im späten 6. Jahrhundert verschwindet unter romanischem Einfluss der „Vier-Fibeln-Schmuck“; nur eine große Scheibenfibel steckt noch am Mantel. Lange, mehrsträhnige Ziergehänge, Ohrringe, Nadeln und mehrteilige Wadenbindengarnituren schmückten die Damen der Oberschicht. Die Vierpassfibeln bestanden wohl hauptsächlich aus Bronze (Fund bei Mannheim-Straßenheim, besteht aus Bronze, Durchmesser 2,5cm, Datierung: 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts). In einigen Gräbern ist zu beobachten, dass von den Bügelfibeln eine Reihe kleiner Beschlagplättchen ausgeht, die zu einer Bergkristallkugel oder einer Glasperle führt (oder auch zu einem Messer). Es ist ein Band zu erschließen, mit Beschlagplättchen als Schmuck besetzt, an dem die Frau Amulette und andere Dinge bei sich trug.

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